Zession vs. Factoring: Was sind die Unterschiede?

Veröffentlicht am Donnerstag, 19. Juni 2025 13:26Finanzierung

Zession oder Factoring – zwei Modelle, die Unternehmen nutzen, um ihre Liquidität kurzfristig zu stärken. Beide basieren auf der Abtretung offener Forderungen und wirken auf den ersten Blick ähnlich. Doch sie unterscheiden sich deutlich in Struktur, Risiko und Aufwand. Wer diese Unterschiede kennt, kann fundierter entscheiden, welches Modell besser zur eigenen Finanzierung passt.

Der Unterschied zwischen Zession und Factoring betrifft nicht nur die Art der Forderungsabtretung, sondern auch den Umgang mit Zahlungsausfallrisiken, die Liquiditätswirkung und den administrativen Aufwand. Wer die strukturellen, rechtlichen und praktischen Unterschiede kennt, kann besser einschätzen, welches Modell zur eigenen Finanzierungsstrategie passt.

Was ist eine Zession?

Der Begriff Zession leitet sich vom lateinischen „cessio“ ab, was so viel wie „Abtretung“ heißt. Gemeint ist also eine Abtretung einer offenen Forderung. Die gesetzliche Grundlage der Forderungsabtretung richten sich je nach Land nach dem jeweiligen Zivil- oder Handelsrecht: In Deutschland ist sie in den §§ 398 ff. des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) geregelt, in Österreich in den §§ 1392 ff. des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs (ABGB) und in der Schweiz in den Art. 164 ff. des Obligationenrechts (OR).

Dort heißt es, dass ein Gläubiger (der sogenannte Zedent) eine oder mehrere Forderungen gegenüber seinen Schuldnern (die Drittschuldner) an einen neuen Gläubiger (den Zessionar) abtreten kann. Mit Abschluss des Zessionsvertrags tritt der neue Gläubiger an die Stelle des bisherigen Gläubigers. Vor allem Banken nutzen diese Form der Forderungsabtretung als Kreditversicherung.

Offene vs. stille Zession

Bei der Zession wird zwischen zwei Hauptformen unterschieden: der offenen Zession und der stillen Zession. Der Unterschied liegt vor allem darin, ob der Schuldner über die Abtretung informiert wird oder nicht – mit entsprechenden Auswirkungen auf Transparenz, Datenschutz und Bonitätsprüfung. Beide Zessionsformen kommen häufig im Rahmen von Zessionskrediten zum Einsatz, wobei die Wahl zwischen offener und stiller Zession je nach Branche, Geschäftsmodell und Kreditwürdigkeit unterschiedlich ausfallen kann.

Offene Zession

Bei der offenen Zession wird der Schuldner ausdrücklich über die Abtretung informiert. Der Zessionar – beispielsweise eine Bank oder ein Kreditgeber – tritt damit offen als neuer Forderungsinhaber auf. Zahlungen müssen ab diesem Zeitpunkt direkt an den Zessionar geleistet werden. Vorteile der offenen Zession umfassen eine klare Rechtslage gegenüber dem Schuldner, was zu einer höheren Sicherheit für den Zessionar führt. Das geht häufig mit besseren Konditionen beim Kredit einher, da der Zessionar ein geringeres Risiko trägt.

Stille Zession

Im Gegensatz dazu erfolgt die stille Zession ohne Information an den Schuldner. Der Schuldner zahlt weiterhin an den ursprünglichen Gläubiger, obwohl die Forderung im Hintergrund bereits an den Zessionar abgetreten wurde. Die Vorteile der stillen Zession liegen in der vertraulichen Abwicklung, die keine Irritation auf Kundenseite verursacht und somit die Geschäftsbeziehung schützt. Allerdings besteht für den Zessionar ein höheres Risiko, da die fehlende Transparenz zusätzliche vertragliche Absicherungen notwendig macht. Das kann zu einem erhöhten Verwaltungsaufwand und möglicherweise höheren Kosten führen.

Beispiel: Ablauf eines Zessionsverfahrens

Ein Zessionsverfahren folgt keinem starren Ablauf, orientiert sich aber typischerweise an einem wiederkehrenden Muster. Hier ein Beispiel: Verkauft ein Unternehmen Waren im Wert von 50.000 Euro an einen Kunden mit einem Zahlungsziel von 90 Tagen, kann es bei akutem Liquiditätsbedarf diese offene Forderung an eine Bank abtreten – eine sogenannte Zession. Auf dieser Basis erhält das Unternehmen einen kurzfristigen Kredit in Höhe von 50.000 Euro, der durch die Forderungsabtretung gegenüber dem Kunden abgesichert wird.

Je nach Vereinbarung handelt es sich um eine stille Zession – der Kunde wird also nicht informiert und zahlt wie vereinbart innerhalb von 90 Tagen direkt an das Unternehmen. Dieses ist verpflichtet, den Kreditbetrag fristgerecht an die Bank zurückzuzahlen. Erfolgt die Rückzahlung wie vorgesehen, bleibt die Forderung formell unangetastet.

Alternativ kann im Zessionsvertrag geregelt sein, dass die Bank selbst auf die Zahlung des Kunden zugreift. In diesem Fall fließt der Forderungsbetrag bei Fälligkeit direkt an die Bank und dient zur vollständigen oder teilweisen Tilgung des Darlehens – der Zedent muss dann während der Laufzeit keine gesonderten Raten zahlen. Welcher Weg gewählt wird, hängt vom Finanzierungsbedarf, dem Kreditmodell und der Art der Zession ab und wird vorab vertraglich fixiert.

Unterschied von Zession und Factoring im Überblick

Sowohl die Zession als auch das Factoring basieren auf dem Prinzip, dass Unternehmen offene Forderungen gegenüber ihren Kunden als Grundlage für eine Finanzierung nutzen. Der zentrale Unterschied liegt jedoch darin, wie mit diesen Forderungen umgegangen wird und welche Rolle der Finanzierungspartner dabei spielt.

Bei der Zession tritt ein Unternehmen seine bestehenden Forderungen an eine Bank oder ein anderes Kreditinstitut ab, um im Gegenzug einen Kredit oder eine Finanzierung zu erhalten. Diese Forderungen bleiben jedoch in der Buchhaltung des Unternehmens bestehen, und das Risiko eines Zahlungsausfalls trägt in der Regel weiterhin der ursprüngliche Gläubiger; das Unternehmen bleibt zudem selbst für das Mahnwesen und das Inkasso verantwortlich.

Factoring geht über diese reine Abtretung hinaus. Hier verkauft das Unternehmen seine Forderungen vollständig an ein Factoring-Unternehmen (Factor). Dieses zahlt sofort den Rechnungsbetrag aus und übernimmt in der Regel das Ausfallrisiko sowie das komplette Debitorenmanagement inklusive Mahnwesen. So entsteht nicht nur kurzfristig Liquidität, sondern auch eine Entlastung der internen Buchhaltung und ein optimierter Cashflow. Zudem ist für das Factoring nicht die Bonität des Unternehmens, sondern des Debitors entscheidend. Damit eignet sich Factoring auch als Finanzierungsmöglichkeit für bonitätsschwache Unternehmen. Nicht zuletzt kann Factoring die Bonität des Unternehmens verbessern, da durch den Forderungsverkauf die Bilanz entlastet wird, was die Chancen auf einen klassischen Kredit erhöhen kann. Somit stellt Factoring die ideale Wahl für einen durchdachten Finanzierungsmix dar.

Factoring vs. Zession: Was ist besser?

In der Praxis zeigt sich: Factoring ist die flexiblere, effizientere und risikoärmere Lösung. Während die Zession lediglich als Kreditsicherheit dient und gewisse Risiken beim Unternehmen belässt, bietet Factoring einen echten Mehrwert durch Serviceleistungen, sofortige Liquidität und Sicherheit gegen Zahlungsausfälle. Für wachstumsorientierte Unternehmen mit wiederkehrenden Forderungen und vielen Kunden ist Factoring deshalb meist die bessere Wahl.

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